Recording deiner Demo-CD

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Du bist kurz davor, ins Studio zu gehen und deine ersten Songs einzuspielen? Dann gratuliere ich dir erstmal ganz herzlich, denn die Vorfreude auf einen Studiobesuch gehört auch für mich noch immer zu den absoluten Highlights des Musikerdaseins!

Du hast sicher unzählige Fragen im Kopf, willst nichts falsch machen und schleppst dein Klangideal seit Wochen in deinem Kopf herum. Bei den Bandproben liegt seit einiger Zeit (neben Zigarettenstummelduft, Schweiß- und Bierdunst) auch diese Aufregung in der Luft, die besagt: “Bald ist es soweit und wir spazieren mit stolzgeschwellter Brust, die CD wie die Meisterschale gen Himmel gestreckt, aus dem Studio. Die Welt gehört uns…” (Ich bin wirklich kein Fußballfan, also nagle mich bitte nicht drauf fest, ob hier die Meisterschale das richtige Beispiel ist oder nicht. Ich weiß nicht mal genau was das ist.)

Aber zurück zum Thema: Damit es ohne große Umwege zur Verwirklichung dieser Vision kommen kann, solltest du im Vorfeld ein paar Vorbereitungen treffen. Hier ein paar Denkanstöße:

  1. Die Songauswahl
    Hast du mit deiner Band die richtige Songauswahl getroffen? Als Band verfällt man oft dem Irrglauben, man habe sich von Song zu Song musikalisch dermaßen weiterentwickelt, dass man mit reinem Gewissen eigentlich nur die neuesten fünf Songs aufnehmen kann. Sind logischerweise dann ja auch die besten fünf. Ein guter Weg herauszufinden, welche Songs man wirklich aufnehmen sollte, ist eine kleine Umfrage im Freundes- und Bekanntenkreis, ganz nach dem Motto: Hier sind 10 Proberaumaufnahmen (mit dem Handy aufgenommen, also achte bitte nicht auf die Qualität), sag mir nur, welche fünf Lieder du am besten findest, geordnet nach 1. Bestes –> 2.Zweitbestes –> 3.Drittbestes usw.
    So kannst du bei der Auswertung der Ergebnisse am Ende ziemlich sicher sein, welche Songs von Aussenstehenden bevorzugt werden. Das erleichtert zumindest die Auswahl der Songs, die definitiv auf das Demo-Tape sollten.
  2. Die Proben
    Habt ihr die Songs genug geprobt? Schau dir dazu gern auch meinen Blog-Artikel zu “Wie probe ich richtig effektiv” an.
  3. Studio oder Proberaum?
    Es spricht wirklich nichts dagegen, seine ersten Demos mit semi-professionellem Equipment aufzunehmen. Du solltest dir nur des zu erwartenden Ergebnisses bewusst sein. Höchstwahrscheinlich klingt das Demo dann auch nach Demo, wenn du es mit deiner Band selbst in die Hand nimmst. (Welche Möglichkeiten dann schwinden kannst du hier lesen). Kann natürlich auch sein, dass ein Bandkollege das absolute Recording-Genie ist und vielleicht sogar sein eigenes Studio-Equipment besitzt. Dann nehm’ ich alles wieder zurück und sage: Volle Kraft voraus für die Aufnahmen im Proberaum!
  4. Die Studiowahl
    Die Wahl des richtigen Studios ist logischerweise essentiell für das finale Ergebnis. Früher waren meine eigenen Kriterien bei der Studiowahl durchaus etwas schwammig. Entscheidend waren damals das technische Equipment, also Mikros/Verkabelung/Preamps etc. sowie der Raumklang des Studios. Stundenlange von-Nerd-zu-Nerd-Gespräche mit den Studiobesitzern waren der Normalfall und machten auch riesig Spaß. Ich hielt es für die beste Methode um herauszufinden, ob man die gleiche Klangvorstellung hat. Die Wahl des Studiopartners auf diesen Hardfacts zu gründen erschien mir immer absolut logisch. Heute sehe ich das, mit ein wenig Abstand, anders. Klar ist es wichtig, mit welchen Tools im Studio gearbeitet wird, aber viel wichtiger ist das finale Ergebnis.
    Meiner Erfahrung nach ist es am einfachsten, das richtige Studio zu finden, indem man Empfehlungen einholt und sich anschließend die Referenzen anhört. Hör dich in deinem Freundeskreis um. Wen empfehlen befreundete Bands weiter? Gibt es unter den Alben dieser Bands vielleicht sogar das ein oder andere Klang-Vorbild für dich? Dann studier mal die Rückseiten der CD-Hüllen; dort wird oft der Name des Studios erwähnt, manchmal sogar mit Adresse und Telefonnummer bzw. Email-Kontakt/Homepage.
    Wenn du ein paar empfohlene Studios zur Auswahl hast, jedoch noch keine dort entstandenen Aufnahmen gehört haben solltest, wäre das der nächste Schritt. Entweder du lässt dir auf Anfrage Material der letzten paar Sessions aus dem Studio zuschicken, oder du klickst dich selbst durch die Referenzen (falls auf der Studio-Homepage vorhanden). Bei Gefallen machst du einfach mal einen Termin für ein Kennenlernen aus. Das Gespräch mit dem Studiobetreiber ist für mich mittlerweile nicht mehr nur “Nerd-Talk” (auch wenn es ab und zu in die Richtung abdriften kann), sondern eher ein Beschnuppern. Sind wir auf einer Wellenlänge? Spüre ich die Art von Aufmerksamkeit bei ihm, die ich mir für mein Projekt wünsche? Sehe ich Begeisterung in seinen Augen und bringt er eigene Ideen mit rein? Will ich das überhaupt, oder ist mir lieber, ich finde jemanden, der die Songs exakt nach meinen Vorstellungen produziert? Kann ich diese Vorstellungen klar kommunizieren und fühle ich mich verstanden? Wie feinfühlig ist es als Gesprächspartner usw.
    Erst wenn du das Gefühl hast, in guten Händen zu sein, bist du es vermutlich auch. Zu Equipment und den vorhanden Räumen: Manchmal kommst du im Studio an und denkst dir “…die Aufnahmen, die ich auf der Homepage gehört habe, klangen irgendwie größer, moderner und aufregender, als das Studio jetzt hier vor Ort optisch den Eindruck macht…”- aber meist ist das ein gutes Zeichen. Der Studiobetreiber weiß vermutlich ganz genau, was er tut, andernfalls würde die Aufnahme so klingen, wie das Studio aussieht. Was du jedoch vermeiden solltest sind Typen mit Aussagen wie “Ja, die Aufnahmen klingen jetzt nicht soooo toll, aber: We fix it in the Mix!”. Da würde ich mich für den Kaffee bedanken und wieder gehen. Lass dich nicht zur Studiowahl überreden, sondern von deinem Gefühl leiten und von den Ergebnissen überzeugen.
  5. Mix/Mastering
    Viele Studiobetreiber sind Recording-, Mixing- und Mastering-Engineer in einer Person. Das ist erstmal kein Ausschlusskriterium bei der Wahl des passenden Studios. Aber ein klein wenig Vorsicht ist in solch einem Fall dennoch geboten. Sowas wie die eierlegende Wollmilchsau gibt es in der Realität ganz selten. Wenn sich jemand auf Recording spezialisiert hat und da richtig gut drin ist, heißt das, dass in diesen Bereich unzählige Arbeitsstunden investiert wurden. Das sind Arbeitsstunden und Erfahrungen, die im Umkehrschluss eben nicht in Bereiche wie Mixing und Mastering investiert werden konnten. Ich bevorzuge es, mit kleinen Producer-Teams zu arbeiten. Sprich: einer übernimmt die Rolle des Produzenten, jemand anders das Recording, und wieder ein anderer das Mixing und Mastering. Manchmal wird Mixing und Mastering auch nochmal gesplittet, oder die Rollen von Produzent und Recording-Engineer verschwimmen ineinander.
  6. ISRCs, ddp-Dateien und andere Späße
    Wenn es ein reines Demo-Tape werden soll, kannst du eigentlich diesen kurzen Absatz ignorieren. Wenn du mit deinen frisch gemasterten Songs vielleicht irgendwann doch noch in die Pressung gehen wollen würdest, dann rate ich dir, dich über den Prozess zu informieren der hierfür notwendig ist. Sprich deinen Mastering-Engineer idealerweise schon vor dem Mastering darauf an.

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