Meine Geschichte Teil 11 – Five! Fast!! Hits!!! Spezial

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Obwohl ich also den E-Bass überhaupt nicht beherrschte, stand ich mit diesem fremdartigen Instrument im Studentenwohnheim rum und tat so, als befänden wir uns in einer echten Bandprobe. So “klein” das alles für einen Außenstehenden ausgesehen haben muss, so sinnesschwanger und groß wirkte es auf uns. Egal, ob wir unsere Instrumente beherrschten oder nicht, ob hier coole Songs entstehen würden oder nur unverdaubare Geräusche, wir wussten: Hier geschieht etwas Großes und Weltbewegendes.
Dieses Gefühl kann vermutlich nur jemand nachvollziehen, der selbst schonmal die Gründung einer (jungen, unerfahrenen) Band verbrochen hat. Man fühlt sich, als könnte man Bäume ausreißen. So als bestünde ab jetzt die Hauptaufgabe der Bandmitglieder daraus, nervige A&Rs von Plattenfirmen abzuwimmeln und sich auf die Termine der nächsten Stadiontour zu einigen. Spirituell gesehen könnte man sagen: Wir waren eins mit uns.

Mein Talent am Bass wird entdeckt …und gleich wieder verworfen

Ich muss wirklich wahnsinnig gut am Bass gewesen sein, denn sobald ich anfing, die Saiten zu zupfen, hieß es auch gleich: “Hey, du bist riiiiiichtig gut!” Ich daraufhin: “Naja, wie gesagt, ich spiel eigentlich Gitarre”. Simon drückt mir seine Gitarre in die Hand. “Na dann, spiel mal”. Nach dreieinhalb Akkorden und einem unsauberen Blues-Lick beschloss Simon: “Ok, Amadeus ist jetzt der Gitarrist. Gib mir mal den Bass…”

Somit begann und endete meine glorreiche Bassisten-Karriere am gleichen Tag. Und ich war sehr froh darüber. Denn Gitarre zu spielen entwickelte sich zu dem Zeitpunkt definitiv zu einer dominanten Leidenschaft, auch wenn ich damals noch nicht besonders viel Ansporn verspürte, Zeit und Schweiß in die Fortschritte an diesem wunderschönen Instrument reinzustecken.

Wie viele junge Musiker bin ich damals der “Talentlüge” zum Opfer gefallen. Man sieht in seinen Lieblingsbands ständig diese gottgleichen Übermenschen an der Gitarre, die ganz offensichtlich den ganzen Tag nichts anderes machen, als Gras zu rauchen, Alkohol zu trinken und mit schönen Frauen Party zu machen. Ahhh, so lernt man also Gitarre spielen. Interessant! Da diese Gitarrenhexer offenbar nicht üben müssen, werden sie mit diesem musikalischen Talent auf die Welt gekommen sein. Ich mühe mich hier ohne Ende ab und kann jetzt F-Dur als Barré-Akkord greifen. Na toll…

Ungerecht?

Vielleicht kennst du das auch. Wenn man gerne etwas Neues erlernen würde – beispielsweise ein neues Instrument – dann kommt nach den ersten paar Stunden Spielzeit der omnipräsente Gedanke: “Noch ein falscher Ton und ich werde mit dem Hammer auf dieses Instrument bis zur Unkenntlichkeit einschlagen. Ich habe dafür einfach kein Talent.”
Wenn man jedoch Spaß bei der Sache hat und viel “übt”, also häufig das Bedürfnis hat, das Instrument in die Hand zu nehmen und darauf zu spielen, dann ändert sich plötzlich alles. Die ersten Fortschritte kommen und man merkt, wie man von Tag zu Tag besser wird. Die Geschwindigkeit der Finger – letzte Woche noch mühsame Schwerstarbeit – geht heute leicht von der Hand. Aber halt: “Was ist mit meinem verdrogten Vollalkoholiker-Gitarren-Idol?? Der musste doch nicht etwa auch durch diese Schwerstarbeit? Der hat Talent, der muss nicht üben!”

Die Wahrheit

Die Wahrheit ist: Hier geht es um Wortklauberei. Denn der eine sagt er übt viel, der andere sagt, er spielt gern Gitarre. Während man das Erstere, von der Wortdefinition her, als harte Arbeit empfindet, suggeriert Letzteres ein spaßerfülltes, selbstbestimmtes Leben.
Ich hatte das Glück, irgendwann ein Interview mit einem dieser Gitarrengötter (ich glaube es war Jimi Hendrix) zu lesen, in dem er “gestand”, jeden Tag Gitarre zu spielen und ohne gar nicht zu können. Wow, das klingt cool… Hey! Aber warte!! Das bedeutet ja: er ÜBT! Verräter!
Mal im Ernst, ich bin sehr froh und dankbar dieses Interview gelesen zu haben, denn das machte mir eines klar: Der Weg ist das Ziel. Hat man Spaß am Weg, so hat man Spaß am Leben. So fair ist das Leben.

Der eigentliche Grund

So richtig Lust auf’s Gitarre spielen bekam ich jedoch tatsächlich erst durch die Five! Fast!! Hits!!!. Denn mit dieser Band durften wir so ziemlich jede Größenordnung an Bühnen spielen, die es so gibt. Das innere Bedürfnis auf der Bühne hemmungslos “abzugehen” und gleichzeitig in der richtigen Tonart des Songs zu bleiben, erforderte eine gewisse Beherrschung der sechs Saiten. So zog es mich in jeder freien Minute magnetisch Richtung Gitarre.

The Atomic Café

Wie kriege ich jetzt die Kurve zum Thema Atomic Café? Ich war damals von einem einzigen Gedanken getrieben: “Irgendwann stehe ich im Atomic Café auf der Bühne!”
Auf dieser Bühne standen bereits …. ach, lest >> hier << (http://atomic.de/artist.html) einfach selbst nach. Es sind einfach zu viele. Oft waren diese Bands bereits über die Club-Größenordnung hinausgewachsen, spielten in Hamburg, Berlin und Co bereits in ausverkauften Hallen. In München jedoch so gut wie immer im: Atomic Café. Dieser Club übte einen Sog auf die Musiklandschaft aus, der rational nicht so recht erklärbar ist.
Ich will es hier gleich vorwegnehmen: Wir spielten als Five! Fast!! Hits!!! unser allererstes Konzert im Atomic Café.

>> Wie es dazu kam erfährst du im Teil 12

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