Meine Geschichte Teil 13 – Five! Fast!! Hits!!! Spezial

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Habt ihr Lust?

Wir hatten sowas von Lust!! Wir sind ausgeflippt. Innerlich.

Äußerlich haben wir vermutlich keine Miene verzogen, kurz mit den Schultern gezuckt und sowas gemeint wie:
Bandmitglied 1: “Jua, wieso nicht.. Wäre doch ganz cool, oder was meint ihr Jungs?” (genuschelt, weil Kippe im Mund)
Bandmitglied 2: “Schon.” (ebenso keine Miene verzogen, Zigarette im Mund, Blick desinteressiert irgendwo im 45°-Winkel Richtung Kippenschachtel oder Feuerzeug).

Mann, waren wir ‘ne coole Band. In mir drin explodierten meine Eingeweide, aber: Erstmal eine rauchen. In Erinnerung schwelgend fällt mir mal wieder auf, dass ich damals wirklich recht viel geraucht habe. Ich hoffe, dass meine Eltern diesen Blog niemals lesen werden, weil sie sich sonst vermutlich rückwirkend Sorgen um mich machen würden. Ich bin seit 9 Jahren “clean”, aber das wäre mit einem Schlag absolut nebensächlich, wenn sie erfahren würden wie viel ich geraucht habe. Naja, großen nassen Schwamm drüber…

Der Auftritt

Ich bin mir nicht sicher, ob wir unsere Proben in ihrer Häufigkeit gesteigert haben oder nicht, denn damals waren wir eigentlich eher darauf aus, coole Songs zu schreiben, als die vorhandenen Songs so gut wie möglich zu performen. Vor allem, weil wir ja jetzt Frank – den Zerstörer – hatten, Rächer der Hörgeschädigten, Feind aller sensiblen Gehörgänge. Er würde unsere dezent verstimmten Gitarren schon irgendwie übertönen. Wichtig: Melodie, Akkorde, Text, und der Rest halt schnell und laut!

Für den Auftritt machten wir Werbung, was das Zeug hält. Wir erwarteten selbstverständlich von all unseren Freunden ausnahmslos die Teilnahme an diesem großen Event. Anwesenheitspflicht war das Zauberwort. So kam es dann auch wie von uns nicht anders erwartet, dass der Laden gut überfüllt war (aus heutiger Sicht, nämlich aus der des Veranstalters, muss ich gleich dran denken: sicher ebenso eine tolle Sache für den Mainact).

Das ist allgemein eine wichtige Information für Bands, wie ich finde. Denn die meisten klagen darüber, dass sie irgendwie nicht so recht an gute Gigs rankommen. Wenn man sie dann fragt, wie viele Leute sie denn in den Club ziehen würden, heißt es oft:

“Naja, nicht so viele, uns kennt ja (noch) keiner. Gebt uns eine Chance und wir beweisen euch, dass wir super sind.”

Nur sieht sich der Veranstalter in seiner Rolle etwas anders. Der will die Leute nicht davon überzeugen, dass ihr toll seid, sondern vorrangig den Club voll machen mit Leuten, die wissen, dass ihr toll seid. Überraschung! Der Veranstalter will an dem Abend keinen Verlust machen. Und er fängt mit einem Verlust auf dem Papier an, denn er trägt das Risiko, und hegt logischerweise den Wunsch, die Veranstaltung zu refinanzieren. Ich brauche jetzt nicht alle Ausgaben aufzuzählen, aber vom Personal über Gebühren (z.B. GEMA, KSK), bis hin zur Clubmiete, muss der Abend ja irgendwie finanziell gestemmt werden. Gute Bands gibt es extrem viele. Aber gute Bands, die verstanden haben, dass ein Teil ihres “Jobs” ist, die Leute von ihrer Live-Qualität zu überzeugen noch bevor sie die Chance dazu hatten (klingt paradox, ist es aber nicht), gibt es sehr wenige. Und das sind meiner Erfahrung nach diejenigen, die am weitesten kommen.

Der Spaß des Publikums kommt oft erst so richtig durch eine Sache in Fahrt: Nämlich durch noch mehr Publikum. Du kennst das sicher auch, wenn du mit deinem halb vollen Getränk in der Hand auf einer Veranstaltung stehst und nur ein paar vereinzelte Seelen, sich einsam in den Ecken des Raums verkrochen haben. Langeweile pur. Da kann der DJ spielen, was er will:  Stimmung kommt da keine auf.

Ebenso könnte da jetzt eine großartige Band auf der Bühne stehen. Das höchste der Gefühle werden wippende Schuhsohlen sein. Im Gegensatz dazu hast du vielleicht auch schon das ein oder andere Mal eine mittelmäßige Schülerband unter dem heiseren Jubel ihrer 300 Schulfreunde ein Jugendzentrum quasi einreißen sehen. Am musikalischen Talent lag es vermutlich nicht, doch das spielte bei der Unterstützung durch so ein großes Publikum keine Rolle.
Fazit: Es macht am meisten Sinn, eine gute Band zu sein, die ihr Publikum im richtigen Moment für sich gewinnen kann. Die mathematische Regel hierzu:

Leute, die man als einzelnes Bandmitglied zur Show zieht ≥ Die eigene Schuhgröße

Damit kann man schonmal nichts falsch machen…

Zurück zum Auftritt

Gerade wollte ich mich für die ausschweifenden Band-Tipps entschuldigen, aber hey! Das ist ein Blog, in dem Bands was lernen sollen, dann kann es doch auch mal 5% der Zeit um Ratschläge gehen. Jetzt aber zurück zur Autobiografie.

Der Sound im Atomic Café war in meiner Erinnerung immer der Hammer. Die Konzerte, die ich mir dort angeschaut hatte, waren zwar oft sehr laut, jedoch ohne im hohen Geräuschpegel zu verwaschen, stets wunderbar druckvoll. Jedenfalls hat es irgendwie in 95% der Fälle sehr gut mit der jeweiligen Musik harmoniert. Schon beim Soundcheck merkten wir dann so langsam, dass das Ganze eine Stufe über dem lag, was wir bisher gemacht hatten. Ich kann nicht für Frank sprechen, da er ja schon ein paar Jährchen Erfahrung mehr auf dem Buckel hatte als wir – beispielsweise hat er mal Green Day supportet, zwar als noch niemand diese Band kannte, aber immerhin! Es hält sich auch ganz hartnäckig das Gerücht, dass seine damalige Hardcore-Band mal eine Supportshow für The Ramones spielen sollte, diese jedoch ausgeschlagen hat, weil es ihnen zu “uncool” war vor solchen Größen wie den Ramones zu spielen. Zu Kommerz…

Beim Soundcheck werden normalerweise vom Tontechniker die Instrumente aufeinander abgestimmt, also gewissermaßen der Klang der Band so gemischt, dass es für die Zuhörer idealerweise klingt wie auf Platte. Also so, wie sie die Band kennen und lieben. Bei uns gab es noch keine Platte und so hatten wir auch keine Orientierung in dieser Hinsicht. Wir kannten uns selbst ja auch nur aus unserem Proberaum und dort waren wir einfach “dreckig” (hier ist mal ausnahmsweise der Sound und nicht die Körperhygiene gemeint) und laut.

Als wir dann auf der Bühne standen, hatte natürlich jeder eine andere Vorstellung von unserem Sound. Wir nahmen uns zwar sehr wohl vor, den Soundcheck recht schnell und professionell über die Bühne zu bringen, aber daraus wurde nichts. Wir waren halt noch nicht “professionell”, redete ich mir damals als Rechtfertigung ein, wusste aber nicht, wie lang ich mit dieser Aussage erschreckenderweise noch recht behalten sollte. Man könnte fast annehmen, wir hätten aktiv an unserer Unprofessionalität gearbeitet. Aber das war irgendwie auch der halbe Spaß bei dieser Band. Wir waren Chaoten, aber dafür eben sehr kreative Chaoten. Und so klang letztendlich dann auch unsere Musik. Uns gefiel das irgendwie. Tut es immer noch.

Das Konzert

Um die Stimmung an dem Abend zu beschreiben, muss man dort gewesen sein. Ich glaube, die Leute waren auf alles eingestellt, aber nicht auf das. Alles war brachial, dreckig, rau, und “voll auf die 12”. Ein wildes Gezappel, Geschrei, irgendwo dazwischen Gitarrenriffs, brüchige Gitarrensoli, Raffis Reibeisenstimme, Franks Axt-im-Walde-Spielweise. Simon riss sich die Finger beinahe blutig an seinem stylischen Rickenbacker-(Fake)-Bass. (Ein Liebhaber muss mal richtig lange daran gesessen haben, den so cool hinzukriegen. Hat ausgeschaut wie ein Original und spielte sich wie ein Original. Hätte Simon nicht irgendwann selbst etwas Gegenteiliges behauptet, hätte ich ihn weiterhin für einen echten gehalten).

Um meinen Vater nach dem Auftritt zu zitieren: “Da hast du endlich was gefunden!
Ich weiß nicht so recht, ob er damit eine Bestimmung meinte oder die drei anderen, schwitzenden Chaoten, aber so oder so: Er hätte vermutlich in beiden Fällen Recht gehabt.

Größten Wunsch in meinem Musikerleben erfüllen. CHECK! 
Wie sollte es von hier aus ab jetzt weiter gehen?

>> Das erfährst du im Teil 14 (erscheint am 19.10.2017)

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