Meine Geschichte – Teil 8

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Business-Talk

Nach der Lucky Fish-Bandprobe habe ich mich erst einmal mit Hanna zusammen gesetzt, die wirtschaftlichen, wie auch die künstlerischen Faktoren ganz sachlich abgewägt, schön strukturiert einen Business-Plan aufgesetzt und…

Nein, natürlich ist nichts von alldem passiert. Ich war nach der Bandprobe Feuer und Flamme und lag Hanna mit dem sich ständig wiederholenden Mantra in den Ohren: “Hanna, wir müssen mit dieser Band unbedingt was machen! Die sind so gut!”
Ich weiß nicht mehr genau, ob ich selbst darauf gekommen bin, dass wir sie doch einfach unter Vertrag nehmen könnten (wozu hat man denn sonst ein Label?), oder ob es Hannas Idee war, um mich endlich zum Schweigen zu bringen. Jedenfalls trafen wir uns mit viel Naivität und wenig Plan mit der Band bei Franz, dem Bassisten, daheim und unterbreiteten der Band unsere Idee. Das muss dann in etwa folgendermaßen geklungen haben: “Hey, wir würden euch gerne unter Vertrag nehmen und dann mit euch…”

Ich weiß nicht ob wir unsere Idee überhaupt komplett durchgegangen sind, denn meiner Erinnerung nach kam gleich von der Band: “Yeah, das machen wir! Sind wir dann so richtig unter Vertrag?? Bei einem Label? Cool!!”. Der Tenor war also: “Egal, was du uns da jetzt vertraglich unterbreiten wirst: Wir sind dabei!”

Solche Situationen habe ich in den folgenden Jahren öfter erlebt. Einmal hat mir eine Band ganz stolz erzählt, dass sie ihre Rechte für 1,- Euro (ja richtig gehört: für EINEN Euro) an ein Label übertragen haben. Sie hätten es auch umsonst gemacht, aber es hieß, man brauche zumindest einen symbolischen Betrag. Kannst du dir das vorstellen?

Woran liegt es wohl, dass Bands manchmal in solchen Kurzschlussreaktionen handeln, nur weil das Wörtchen “Label” fällt? Vermutlich ist es eine Mischung aus dem Reiz des Unbekannten (man erhofft sich den noch nicht eingetretenen Erfolg) und der groben Fehleinschätzung einer Situation (das Label wird mich groß machen) aufgrund von Halbwahrheiten. Dazu erzähle ich in späteren Blogartikeln sicher nochmal ein bisschen mehr. Jetzt zurück zu unserem ersten Signing “Lucky Fish”.

Der Rechtsbeistand

Glücklicherweise waren die Jungs – trotz ihres jungen Alters – sehr reflektiert. Was damals vielleicht auch nicht zu unterschätzen war: Sie hatten jemanden in der Familie, der sich rechtlich wunderbar auskannte. Zwar, wie so oft, nicht direkt aufs Musikrecht bezogen, aber dennoch hilfreich. Der Vertrag, den wir damals verwendeten, war ein recht simpler Heads Of Agreementden ich schon bei meiner Band Five!Fast!!Hits!!! fast haargenau so mit einem Label/Management geschlossen hatte. Da wir für Lucky Fish im Grunde auch im Management und Booking tätig werden wollten, erschien uns diese Version einer “Vereinbarung” irgendwie sinnvoller als ein klassischer Labelvertrag. Schon damals hat es angefangen, dass ich bei Vertragsabschluss gedanklich beide Parteien durchgespielt habe. Das hat sich bis heute nicht verändert.

An beiden Tischenden sitzen

Ich schließe keine Verträge ab, die ich von der anderen Seite (also als Künstler) nicht auch selbst unterzeichnen würde. Das macht es mir sehr leicht einen passenden Deal mit der Band zu finden, da ich immer genau weiß, wie weit ich bei der Vertragsgestaltung gehen möchte. Mir ist einfach wichtig, dass sich die Leistungen beider Parteien mit ihren jeweiligen prozentualen Beteiligungen decken. Um das Gleichgewicht zu wahren und eine Win-Win-Situation zu schaffen, setze ich mich gedanklich immer auch auf die andere Seite des Tisches.

Am ersten Entwurf des Vertrags hat sich damals nicht viel geändert (vielleicht sogar überhaupt nichts) und so setzten wir alle unser Servus drunter. Naja, nicht ganz. Denn ein paar der Jungs waren damals noch minderjährig und so mussten die Eltern mit aufs Papier. Das kam uns damals aber überhaupt nicht komisch vor. Wir freuten uns sehr, die Eltern der Jungs kennenzulernen und unsere ungebremste Naivität schien die unterschreibenden Erziehungsberechtigten nicht weiter zu stören. Top! Die Tinte war relativ schnell trocken und wir legten los mit unserer Arbeit.

…die sich nicht wie Arbeit anfühlte.

>> Unsere ersten Schritte mit der Band gehen wir in Teil 9

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