Wie “alles” begann
Keine Angst, ich fange nicht bei den Dinosauriern an. (Dazu bitte z.B. “In einem Land vor unserer Zeit” o.ä. schauen und dann wiederkommen.)
Wir steigen mitten in meiner rebellischen, partydurchtränkten Jugend ein. Was hat es nun mit dem Atomic Café auf sich? Was ist bitteschön so toll an diesem Club? Was kann überhaupt so toll an einem Club sein? Die meisten Menschen, die noch nie dort waren, wundern sich über die Lobeshymnen der orgiastischen Geschichtenerzähler – auch als “Stammgäste” dieses legendären Clubs bekannt.
Ich selbst werde versuchen hier so sachlich und objektiv wie möglich zu bleiben, was mir sicherlich schwer fallen wird. Immerhin gibt es mittlerweile sogar einen Film zu diesem Club, der die Stammgäste reihenweise zu Tränen rührte. Diejenigen, die den Club zu seinen Lebzeiten (11. Januar 1997 bis 1. Januar 2015 R.I.P.) verpasst haben, bekommen auf der Leinwand zumindest ein paar entschärfte Eindrücke, wie die Feierlaune dort regelmäßig eskalierte.
Meine ersten Erlebnisse dort verbinde ich mit: Nicht-Reinkommen (ach wie oft durfte ich des Türstehers Lieblings-Spruch hören “…Nein, du kommst hier nicht rein…” ich dann so: “Häh, wieso nicht?” Türsteher: Kopfschütteln. Mehr nicht.), Vor-der-Tür-Rumstehen, Kälte, noch mehr Vor-der-Tür-Rumstehen, Warten, usw.
Irgendwie kam hier das Apple-Jünger-Phänomen deutlich durch. Denn später, als es für mich selbst als Stammgast vollkommen normal war, dort ein- und auszugehen, verlor ich nie wieder einen negativen Gedanken an diese Vor-der-Tür-Rumsteh-Zeit. So ähnlich muss es den Apple-Anhängern gehen, wenn sie nach 14 verpassten Arbeitstagen in der Kälte kampierend dann irgendwann doch endlich ihr neues iPhone in den Händen halten. (Job weg, Frau weg, aber: “Hey geil, mein neues iPhone!! Danke Apple, dass es dich gibt!”) Naja, entschuldigt, ich schwoff ab.
Ein verhängnisvolles Aufeinandertreffen
Jedenfalls: Eines Tages, als sich der Türsteher meines Lieblingsclubs in spe dazu herabließ, mich mit einer menschenunwürdigen Handbewegung in die heiligen Hallen hineinzuwedeln, traf ich an der Bar auf Raffi. Klingt harmlos, war es aber nicht. Mit glasigem Blick und bereits beim Trinken einsetzendem Kater – ich vermute einer der ca. 12 Shots muss irgendwie schlecht gewesen sein – gründeten wir zusammen eine Band. Yeah!
Nein, nix “Yeah”. Um alle coolen Gründungsstories endgültig zu widerlegen: Die Konversation lief in etwa wie folgt ab:
(wir kannten uns davor nicht)
Raffi: “Hey, du siehst aus wie ein Bassist!”
Ich: “Ich spiel eigentlich Gitarre!”
Raffi: “Nein nein, du schaust eher aus wie ein Bassist. Wie der Bassist von den Strokes. Ich hab ´ne Band und wir suchen noch ´nen Bassisten, hast du Bock?”
Dazu muss man sagen, dass die “Band” zu diesem Zeitpunkt aus Raffi und Simon bestand, die beide einfach nur ein bisschen auf ihren Gitarren klimperten und gerade zu dem Zeitpunkt überlegten, zusammenzuziehen. Zwei Gitarristen in einer Wohnung, also. Hm. Ja, das war die “Band”. Ich war damals aber absolut beeindruckt. Das alles klang riesig, gut organisiert, mit Plan dahinter. Ehe ich mich´s versah, war ich auch schon mitten drin in Raffis “Plänen”. Wenn ich versuche mich daran zu erinnern, was mich damals dazu bewegt hat, in die Band einzusteigen, dann waren das Raffis sehr rohe Demos, die in meinen Ohren extrem viel Potential hatten.
Vom Bass zur Gitarre
So erschien ich zur ersten “Bandprobe” (ja, ich weiß, viele Anführungszeichen in diesem Teil der Geschichte, aber ohne sie komme ich diesmal nicht aus) mit Bass. Ich weiß gar nicht mehr, wo ich den her hatte. Vermutlich vom Bassisten meiner damaligen Band Polyphems Monokel. (kurzer Exkurs zu jener Band: Damals versuchten wir, uns von ca. 4 Konzerten pro Jahr im heimischen Jugendzentrum auf immerhin ca. 5-6 Konzerte pro Jahr in Jugendzentren rund um München zu steigern und kamen uns dabei sehr welten-erobernd vor.
So stand ich also mit meinem geliehenen E-Bass irgendwo in einem Studentenwohnheim und war bereit, die ersten Töne zu zupfen.
>> Wie es weiterging, erfährst du im Teil 11