Meine Geschichte Teil 12 – Five! Fast!! Hits!!! Spezial

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…Ich wusste, ich würde niemals aufgeben. Irgendwann ist es soweit und ich stehe da auf der Bühne des Atomic Café, vor dem Glitzervorhang, der so markant auf den Konzertfotos all dieser großartigen Bands zu sehen ist. Gefühlt lagen vor mir viele Jahre steinigen Sich-Hochspielens. Aber irgendwann, ja irgendwann!! Hört meine Worte!
Denn nach ausgiebigen Ochsentouren (Touren durch die Jugendzentren und unbedeutenden Mini-Clubs der Bundesrepublik, die – im Idealfall – des Musikers erwartete Gage in Form von drei unbelegten Semmeln und einer Biermarke pro Bandmitglied ausbezahlen) werden sie uns entdecken. Wir sind schließlich ganz klar das, worauf die Musikwelt gewartet hat. Sie würden uns zermürbt und schweißgebadet, mit blutenden Fingern entdecken, aber sie würden uns entdecken. Der Weg bis dorthin wird aufreibend, aber jede Anstrengung wert sein.

So oder so ähnlich hätte ich die Zukunft antizipiert, wenn mich jemand danach gefragt hätte. Doch glücklicherweise fragte niemand. So hatte ich keine Zeit und auch keine Lust, mich gedanklich mit dem harten Teil meines Weges zu beschäftigen und widmete mich ganz und gar dem leichten Teil. Songs schreiben, trinken und Mädels abschleppen. (Hab ich das jetzt geschrieben oder nur laut gedacht?) …

Naja, heute weiß ich, dass es vermutlich eine der besten Entscheidungen war, die ich treffen konnte. Denn aus heutiger Sicht ist mir vollkommen klar:

Das worauf man sich konzentriert, wächst.

Konzentration!

Ich konzentrierte mich auf das, was mir am meisten Spaß machte, und so wuchs auch der Spaß in meinem Leben immer weiter an. Ich konzentrierte mich auf die Musik und nicht auf all die Schwierigkeiten, die noch vor mir liegen könnten, nicht auf die Hindernisse, die mir den Weg versperren würden usw. Egal wie viele “Ungläubige” um mich herum das Gegenteil behaupteten, ich wusste irgendwie intuitiv, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand.

Ich wollte der Musikszene und den Leuten darin immer näher kommen. Das alles faszinierte mich. Allein, dass es so etwas wie eine Szene gab, in der es ausschließlich um Musik ging, war wie ein Wunder, das es zu entdecken galt.

Ohne den Spaß – also dem damaligen Wunsch, so viel wie nur irgend möglich feiern zu gehen – hätte ich den Raffi nicht getroffen. Jetzt plötzlich waren wir nach nur wenigen Stamperln (außerhalb Bayerns: “Kurze”) eine Band und fühlten uns unbesiegbar (so wie viele andere Betrunkene sich auch unbesiegbar fühlen, denke ich mal).

Was fehlte unserer 3-Mann-Combo noch? Ein Drummer! Ganz klar, wir brauchten jemanden, der lauter wäre als wir, damit unsere mittelmäßig gespielten Instrumente durch perkussive Geräusche ein bisschen in den Hintergrund rücken konnten. So ließen Raffi und Simon ihre Kontakte spielen (ich habe ehrlich gesagt nicht so richtig mitbekommen, mit welchen Mitteln genau wir damals nach Schlagzeugern suchten). Nach und nach probierten wir potentielle Kandidaten für unsere kleine Kapelle aus. Ich glaube, es waren 5 Schlagzeuger, die wir in ihren Proberäumen besuchten – wir selbst hatten ja noch keinen Raum zum Proben. Ich kann mich bewusst nur noch an einen erinnern, der als Drummer ziemlich gut war, jedoch irgendwie überhaupt nicht an uns interessiert zu sein schien. Wenn ich an die Probe damals zurückdenke, kommt es mir so vor, als hätte er sogar nebenher ein nerdiges Drummer-Magazin gelesen, während er “für uns vorgespielt” hat bzw. mit uns gemeinsam an den brandneuen Songs feilen sollte. Konzentration sieht anders aus.

Die Maschine

So beschlossen wir etwas eigentlich sehr Naheliegendes zu tun: Wir schrieben eine Annonce ins Gästebuch unseres Lieblingsclubs: The Atomic Café. (Ja, richtig gehört, es gab früher eine Zeit, in der Webseiten beinahe ausnahmslos Gästebücher hatten, die über kurz oder lang in heftige verbale Schlammschlachten ausarteten. Aber dazu ein andermal mehr.)

Kurz darauf meldete sich Frank bei uns. Er machte einen sehr sympathischen Eindruck und schien musikalisch auf unserer Wellenlänge zu sein. Zumindest auf der Wellenlänge von Simon und Raffi. Ich glaube, ich durfte damals zu dem Text nicht wirklich was beitragen, da die beiden befürchteten, ich könnte einen guten Drummer vergraulen, wenn ich da meine 60s- und 70s-Blues-Referenzen mit einweben würde. Und sie hatten vermutlich sogar recht damit. Frank hätte sich auf so eine Anzeige nicht gemeldet. Er kann es bis heute nicht leiden, wenn Gitarristen “abwichsen” (sorry für diese Ausdrucksweise, aber es gibt im Fachjargon nun mal kein treffenderes Wort für unendlich lange Gitarrensoli).

Die (halbe) Stunde der Wahrheit

Die Probe kam mir sehr kurz vor. Frank schien nicht einer von denen zu sein, die sich gern lange im Proberaum aufhalten. Als wir ihm einen unserer ersten Songs präsentierten, hörte er sich den Song nicht mal bis zum Schluss an, sondern stieg sofort mit den Drums darauf ein und zwang so gewissermaßen den Raffi dazu, den Song drei mal so schnell zu spielen. Ich muss noch immer lachen, wenn ich daran denke, wie mit einem Mal plötzlich alle unsere eh schon sehr rohen Songs, einfach nur brutal klangen.

Schneller, lauter, extremer.

Frank war ganz offensichtlich der Typ “Holzfäller”. Nicht so, wie man das heute verstehen würde. Also nicht diese moderne Hipster-Version von Holzfällern (ich glaube, man nennt sie neudeutsch lumber-sexuell), sondern wirklich ein Holzfäller. Man konnte ihm förmlich dabei zusehen, wie er die Sticks (zwei Holzstöcke, mit denen man auf die Trommeln und Becken eindrischt) mit jedem Schlag ein Stückchen mehr abnutzte. Es konnte durchaus vorkommen, dass Frank innerhalb einer Probe mehrere Sticks zu Kleinholz verarbeitete. Einfach nur, indem er spielte. Ein Metzger.

Die Offenbarung

Wir wussten: Wir haben unseren Mann gefunden. Dieser Typ machte etwas mit den Songs, was sich einfach nur richtig anfühlte. Außerdem schien ihn sein Equipment noch weniger zu interessieren, als Raffi und Simon. (Bis heute hat er sich, soweit ich weiß, nur ein einziges Mal ernsthaft etwas dazu gekauft. Und das war: ein Hocker… Klar, bequem muss man sitzen. Pff.)

Das war mir vollkommen fremd. Mir, der damals am liebsten jede Magnetspule meiner Tonabnehmer der Gitarre einzeln handgewickelt hätte, war diese Art, mit seinen Gerätschaften umzugehen, völlig fremd. So sicherte ich mir seitdem eine kleine Außenseiter-Rolle in unserem nun komplettierten Vierergespann.

Der Plot-Twist

Ich weiß nicht, ob es bereits in der ersten Probe passierte, aber lang hat es nicht gedauert, bis Frank dann mit der Information des Jahrhunderts herausrückte: “Hey Jungs, ich finde echt cool, was wir da machen. Ich kenn’ den Chef vom Atomic Café, über ‘nen Kumpel, dessen Schwester mal ein Techtelmechtel mit ihm hatte. Glaub’, das könnte ihm gefallen. Soll ich ihn mal zur Bandprobe einladen? Vielleicht hat er Bock drauf…”

WHAT??? Ja, so kam es, dass Chris, seines Sternzeichens nach Chef vom THE ATOMIC CAFÉ, sich wenige Tage später zu uns in den Proberaum setzte, mit dem Fuß zu unseren frischen Songs wippte und dann meinte: “Jungs, geil. Wollt ihr mal bei mir im Club spielen? – Also den Gitarristen mit den langen Haaren und dem unsäglichen Outfit (Anmerkung der Redaktion: damit war ich gemeint) muss man natürlich auswechseln, aber sonst: Geil! Habt ihr Lust?”

 

>> wie es weitergeht erfährst du in Teil 13

 

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